Glück auf!

und willkommen

    

Auf der Homepage von Rolf Rische

Hinweise   Ausstellungen   Vereine    Videos   Bilder u. Grafik   Mineralien   Betriebe   Gästebuch  Home

Grosspietsch
 

Eine Persönlichkeit des Mansfelder Landes

Herr Obering. Wolfgang Großpietsch verstarb am 1.Mai 2013.

 

Wer war Wolfgang Großpietsch?

Er wurde am15.Oktober1927 im schlesischen Steinkohlezentrum in der Stadt Waldenburg geboren. Sein Leben war stets mit der Montanindustrie verbunden.

Am Beginn seiner beruflichen Laufbahn wurde er in der niederschlesischen

Bergbau AG als Kaufmannsgehilfe ausgebildet und arbeitete danach als Schlepper unter Tage. Dann wurde er mit 17 Jahren erst zum Arbeitsdienst und später zur Wehrmacht eingezogen. Nach kurzer Gefangenschaft arbeitete er wieder im heimischen Steinkohlebergbau als Schlepper unter Tage. Trotzdem wurde er und seine Familie 1947 in die damalige sowjetisch besetzte Zone nach Thüringen umgesiedelt. Als junger Grenzpolizist lernte er dort seine spätere Ehefrau kennen und folgte ihr nach Ahlsdorf. im damaligen Mansfelder Gebirgskreis. Damit begann sein weiterer beruflicher Werdegang in der traditionsreichen Montanregion Mansfeld.

Dieser Weg war gekennzeichnet durch Arbeitsplätze als Hauer im Untertragebergbau auf dem Forstschrittschacht, als Schmelzer in der Bessemerei der Kupfersilber-Hütte, und danach bis 1957 als Assistent und späterer als Leiter in der Bleihütte. Bis 1959 qualifizierte er sich anschließend an der Ing.-Schule in Eisleben zum Ingenieur der Metallhüttentechnik als Voraussetzung für Leitungsfunktionen in der Ebene der Betriebe und der damaligen Kombinatsleitung. Als Produktionsleiter Hütten und ab 1967 als Betriebsleiter Hütten in der Kombinatsleitung konnte er wertvolle Erfahrungen zur Führung von größeren Kollektiven und Betriebseinheiten sammeln.

In diesen Funktionen zeichnete Wolfgang Großpietsch sich im steigenden Maße durch Organisationstalent und geistige Beweglichkeit mit ausgeprägtem Durchsetzungsvermögen aus. Hohe persönliche Disziplin gepaart mit Einsatzbereitschaft und dem Willen übernommene Aufgaben durch eigene Beiträge zu erfüllen, brachten ihm Anerkennung.

Dabei entsprachen mehr die praktische Arbeit sowie Führungsaufgaben von Kollektiven und weniger wissenschaftliche Aufgaben seinen Interessen.

Es war daher eine logische Konsequenz, dass der damalige Generaldirektor des Mansfeldkombinates „W. Pieck Prof. Dr. K.-H.Jentsch den bis dahin bewährten Führungskader zum 1. Januar 1970 zum Betriebsdirektor des 1902 gegründeten Walzwerks Hettstedt berief. Dabei ist interessant, dass das Unternehmen bis zu diesem Zeitpunkt ein juristisch selbständiger Volkseigener Betrieb war und zu diesem Datum durch Ministerbeschluss gemeinsam mit anderen Betrieben der NE-Metallindustrie in das Mansfeldkombinat eingegliedert wurde.

Für die Bewertung der Aufgabe von Wolfgang Großpietsch ist aus heutiger Sicht von Bedeutung, dass das Walzwerk zwar zu damaliger Zeit bereits das wichtigste NE-Metallhalbzeugwerk der DDR war, es aber in den 2 Jahren zuvor eine schwierige Führungsphase mit ökonomischen Problemen in Größenordnungen durchlebt hatte. In dieser Situation hat Wolfgang Großpietsch den Betrieb übernommen und sollte ihn erfolgreich als VEB Walzwerk Hettstedt in das Kombinat überführen. Letzteres fand bei der Belegschaft, insbesondere den Führungskräften nicht die ungeteilte Zustimmung

und erschwerte für Wolfgang Großpietsch die Anfangsperiode als Betriebsdirektor. Mit Unterstützung der Kombinatsleitung stellte er sich entsprechend seinem progressiven Temperament als Führungspersönlichkeit dieser Aufgabe zielstrebig. Das Führungsteam der Fachdirektoren und der Bereichsleiter des Werkes hat er insbesondere auf direkter Leitungsebene zu möglichst hoher Selbständigkeit und Verantwortung angehalten sich in die Planung und Realisierung der notwendigen Entwicklungen sowie der Erneuerungen des Maschinenparks der 70ziger Jahre einbringen. Besonders widmete er sich dem betrieblichen Arbeitsvermögen und der Qualifikationsstruktur der Beschäftigten, der wissenschaftlichen Arbeitsorganisation und den betrieblichen Forschungseinrichtungen. Seine Fähigkeit Mitarbeiter anzuhören, aber auch zu fordern brachte in verhältnismäßig kurzer Zeit Erfolge und persönliche Anerkennung

Die 70ziger Jahre stellten an das Werk und damit an Wolfgang Großpietsch völlig neue Anforderungen an die Mengen, die Qualität und das Sortiment an NE-Metallhalbzeugen sowohl bei Kupfer wie auch Aluminium und deren speziellen Legierungen für die Volkswirtschaft der DDR und den Export in die damaligen Valutaländer. Es war die Zeit bedeutsamer Neuentwicklungen, der Modernisierung sowie des Aufbaus neuer Fertigungslinien z.B. im Schwermetall-Rohr und Stangenzug, in der Blank-und Lackdrahtfertigung sowie des Schwermetall-Bandwalzwerkes um Beispiele aus der Kupferhalbzeugfertigung zu nennen. Diese Phase der technischen Vervollkommnung der Produktionseinheiten ist eng mit der Inbetriebnahme modernster Ausrüstungen über Kompensationsgeschäfte mit Lieferanten aus dem damals westlichen Ausland verbunden. Die Rückzahlungen in Form von Halbzeug nach Menge und Qualität förderten den Ruf des Walzwerkes und seines Direktors im Ausland. Berufungen in Internationale Arbeitsgruppen des RGW waren die Folge. Im Ergebnis seiner Arbeit wurden viele Auszeichnungen an das Werk, seine Persönlichkeiten und auch an Wolfgang Großpietsch vergeben. So wurde er persönlich z.B. zum Oberingenieur ernannt, als „Verdienter Techniker" und „Verdienter Metallurge" ausgezeichnet. 1988 erhielt er den „Vaterländischen Verdienstorden" als höchste Anerkennung.

Selbstverständlich hatte Wolfgang Großpietsch als sozialistischer Leiter im Rahmen der Staats-und Parteipolitik die Einheit von Wirtschafts- Sozialpolitik in seiner Arbeit durchzusetzen. Neben der Modernisierung von Sozialeinrichtungen galt sein besonderes Engagement den zahlreichen Sektionen der Betriebssportgemeinschaft Stahl Walzwerk Hettstedt, deren Vorsitzender er jahrelang erfolgreich war.

Das ihm von der Belegschaft entgegen gebrachte Vertrauen, gepaart mit seinen persönlichen Eigenschaften war in der Zeit zur Wende die Grundlage, dass der Betriebsablauf ohne besondere Brüche gesichert werden konnte. Gleichzeitig wurden unter seiner Leitung mit dem Leitungsteam und dem Betriebsrat wesentliche Voraussetzungen zum Übergang in die Marktwirtschaft und in die Privatwirtschaft geschaffen .

Ende 1991 schied Wolfgang Großpietsch im Alter von 65 Jahren geehrt aus dem Unternehmen aus. Er war zu diesem Zeitpunkt der Direktor, der das Werk am längsten erfolgreich geleitet hatte. Getreu seinem bisherigen Engagements für die Montanregion Mansfeld und im speziellen dem Walzwerk, widmete er sich bis in die letzten Monate seines Lebens engagiert den Aufgaben der Traditionsbewahrung sowie Ehrung der Leistungen der Menschen im Mansfeldkombinat „W.Pieck・g in den Traditions-und Fördervereinen, wie z.B. dem Förderverein des Mansfeldmuseums.

Am 1. Mai 2013 hat sein beruflich erfülltes Leben ein Ende gefunden!

Ein letzter Gruß Glück auf! sei seinem Andenken gewidmet.

 Dr. Hans Joachim Müller