Glück auf!

und willkommen

    

Auf der Homepage von Rolf Rische und Karl-Heinz Sommereisen †
Hinweise   Ausstellungen   Vereine    Videos   Bilder u. Grafik   Mineralien   Betriebe   Gästebuch   Home

Die Fossilien der Kupferschieferlagerstätte

In den Schächten des sogenannten Duckelbergbaus wurden schon sehr früh und sicher weit vor der ältesten Erwähnung fossile Abdrücke gefunden. Über die Herkunft der Fossilien gab es die verschiedensten Vermutungen, die für mehr Diskussionen sorgten als die Fossilien an sich. Sie beschäftigten die Obrigkeiten, die meist in wenigen Worten darüber zu berichten wussten. Es finden sich bis ins 18. Jahrhundert Deutungen als Reste der Sintflut, unterirdische Keimungen, Spiele der Berggeister oder göttlich oder unterirdisch geschaffene Abbilder - man schrieb der Erde damals eine geheime bildende Kraft zu. Beispiele für die Auseinandersetzung der Menschen mit den Fossilien sind neben kurzen Erwähnungen mehrere Abbildungen aus dem 16. Jahrhundert. Die älteste Mitteilung über Kupferschieferfossilien stammt von LUTHER. Im Sommer 1535 teilte er in seiner „Genesis-Vorlesung" seinen Studenten die eigenen Beobachtungen mit: „Es brechen zu Eißleben, me ihr wisset, schwartze Schiefer, die Kupffer und Silber halten, und wie Gott und die Natur ihre lustige Kurtzweile auch unter der Erden haben, bilden sich allerley Fisch = Gestalt in den Schieffer - was die Ursach sey solcher Impressionen, disputiren die Gelehrten. Ich zweifle nicht, daß es Reste der Sintflut gibt, da man, wo heute Erzgruben sind, nicht selten in Stein abgedrückte Hölzer findet. In eben diesen Steinen werden auch verschiedene Arten von Fischen und anderen Tieren entdeckt."

Auch phantastische Deutungen entsprachen dem damaligen Zeitgeist. So berichtet der Mansfelder Hofprediger COELIUS, dass der Bergmann GEORG BOHSE 1538 eine Schieferplatte fand, auf der ein Bildnis des Papstes zu sehen war: „Dies Bild aber war gestaltet - wie man den Papst zu malen pfleget... hatte drei Kronen, übergüldet, auf seinem Haupte, das Angesicht goldfarbig, ohne Bart ... dieses Bild, weil nie keines mehr gefunden, noch gesehen worden, hat er als ein Miracul (Wunder) geachtet, länger denn ein Jahr heimlich gehalten." Dieses Fossil erregte noch nach über 30 Jahren Aufsehen, so dass es JOHANNES MELLINGER 1571 auf einer Karte der Grafschaft Mansfeld zeigte.

Anhand diese Abbildung kann man heute noch den Fisch mit großer Sicherheit als Platysomus („Kupferschieferscholle") bestimmen.

Der Begründer der Montanwissenschaft GEORGIUS AGRICOLA erwähnte Fossilien in seinem Buch „Von der versteinerten Natur" (1546) als „lapis Eislebanus" (Stein von Eisleben). SEBASTIAN MÜNSTER gab kurz darauf (1550) in seiner „Cosmographei" die erste Abbildung eines Mansfelder Kupferschieferherings. Diese galt als älteste Abbildung eines Fossils in einem gedruckten Buch. MÜNSTER war einer der führenden Gelehrten in Hebraistik, Geographie, Mathematik und Astronomie. Sein Werk überdauerte die Jahrhunderte. Allein im 16. Jahrhundert gab es 33 Auflagen in fünf Sprachen. Somit war es so erfolgreich wie kein anderes Werk in dieser Zeit. Er beschrieb die Erdoberfläche mit allen ihren Inhalten, schrieb lebendig, volkstümlich und verständlich - worin sicher der Erfolg des Buches begründet war. Obwohl er nicht an ihr Vorhandensein glaubte, ließ er Bilder von „menschlichen und tierischen Monstern" beifügen, um der Schaulust und dem Wunderglauben der Leute gerecht zu werden. Vielleicht ist es so nur ein glücklicher Umstand, dass auch ein Kupferschieferfisch abgebildet wurde.

„Ein wunderbarlich ding hob ich doselbigen gesehen / es ist ein see

ettlicher meyl wegs lang und breit im land / und so mancherlei fisch

/ frösch oder sunst lebendiger thier im selben see seindt / die gebürt

Schiffer ein gleichnuß inn im gedigenem angeflognem kupffer / das

mans clarlich erkennen kann / was jedes für ein fisch bildnuß oder

figur ist."

Nach Münster bildete der Schweizer Arzt KONRAD GESNER 1565 einen Kupferschieferfisch im Buch „Von den Figuren der Steine" ab. Demnach befinden sich zwischen 1550 und 1571 schon drei Abbildungen von Fischen in Büchern, die auf das Interesse an den Fossilien schon vor fast 450 Jahren hinweisen. So weit ein Blick in die Geschichte. Auch im Bereich des Kyffhäuser war der „Kupferhering im ausgehenden Kupferschiefer anzutreffen. So berichtetet OSKAR EXNER, der um 1952 als Haspelfahrer beim Versuch der Aufwältigung des Schachtes „Frohe Zukunft" ( der Schacht lag zwischen Udersleben und Ichstedt) tätig war, dass sie in der Jugend viele Fischabdrücke am Waldrand nordwestlich von Udersleben gefunden haben. Es muss der Bereich „Schmidtenberg" gewesen sein, da dort der Kupferschiefer ausgeht. Der ehemalige Kulturamtsleiter RÖßLER aus Kelbra kann sich erinnern, dass er auf dem Hüfler (zwischen Steinthaleben und Kelbra) beim Durchforsten einer Halde ebenfalls Kupferschieferfossilen gefunden hat. Der jüngste Fund aus dem Jahre 2003 stammt aus dem Bereich „Kleiner Herrenkopf" (Kyffhäusergebirge). Der glückliche Finder war HANS GÜNTHER aus Bad Frankenhausen. Es handelt sich in allen Fällen um Palaeoniscum freieslebeni.

In diesem Zusammenhang sei auch auf einen Fischabdruck aus dem Bereich des Stinkschiefer hingewiesen. Es handelt sich um Acenthrophorus spec.. Eine Pflanze aus dem Obererrotliegenden

Lebachia Hypnoide. Diese zuletzt genannten Fossilien sind im Heimatmuseum in Bad Frankenhausen ausgestellt. Bei großem Glück kann man die eingeschwemmten Zweige des Nadelholzes Ullmannia bronni ( wuchs im Zechstein / Perm)) finden.

Hans-Jürgen Schmidt, Sondershausen

 

 Palaeoniscum freieslebeni – gefunden im Bereich Herrenberg, Kyffhäusergebirge

 Der „Kupferhering" spiegelverkehrt in einer aufgespalteten Platte vom Kupferschiefer

 

Der „Kupferhering" vererzt